Die Vater-Sohn-Beziehung: oft schön – und manchmal ganz schön kompliziert
Je älter Kinder werden, umso mehr suchen sie die Anerkennung des Vaters. Deshalb steckt in jeder Vater-Sohn-Beziehung auch ganz unterschiedliches Potential. Vom großartigen Freundschaftsverhältnis bis hin zum völligen Kontaktabbruch ist alles möglich. Jungen gehen durch viele unterschiedliche Entwicklungsphasen, in denen sie mal mehr, mal weniger Papa-kompatibel sind. Warum das so ist? Wir klären die wichtigsten Hintergründe über ein ganz besonderes Verhältnis, das Söhne für ihr ganzes Leben prägt.
Wie der Vater, so der Sohn: Stimmt das auch?
Was brauchen Söhne, damit aus ihnen einmal tolle, selbstbewusste Männer werden? Väter sind die ersten Vorbilder in punkto Männlichkeit – kein Wunder also, das sie für Kindheit und Jugend des männlichen Nachwuchses besonders wichtig sind. Denn während die Beziehung zwischen Mutter und Kind schon immer im gesellschaftlichen Mittelpunkt stand, wurde erst in jüngerer Zeit wissenschaftlich belegt, welch großen Einfluss Väter auf ihre Söhne haben – besonders, was die Rolle als männliches Vorbild betrifft. Für den Sohn ist der Vater das Modell, an dem er beobachten kann, wie sich ein Mann verhält. Wie er mit Konflikten und Gefühlen umgeht. Oder wie er sich gegenüber anderen Männern, Frauen oder Kindern verhält.
Die Entwicklung von Jungs lässt sich in drei Etappen gliedern:
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1. Etappe: die ersten sechs Lebensjahre. In dieser Zeit hat der Junge ein besonders enges Verhältnis zur Mutter – unabhängig davon, wie gut oder häufig der Kontakt zum Vater ist.
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2. Etappe: die Jahre von sieben bis vierzehn. Jetzt möchten sich Jungs immer mehr als ‚Mann’ darstellen und ihre Eigenständig entwickeln. Dabei wird der Vater als Vorbild betrachtet.
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3. Etappe: Pubertät bis Erwachsenenalter. Plötzlich nimmt die Bedeutung des Vaters wieder ab. Jungs orientieren sich nun an männlichen Vorbildern – und die finden sie vor allem außerhalb der Familie. Der Verbindung zu den Eltern löst sich immer mehr zugunsten von Kontakten zur Außenwelt.
Väter sollten darum diese Entwicklungsphasen immer im Auge behalten, um so gut wie möglich auf ihre Söhne eingehen zu können.
Wie wichtig es für Söhne ist, sich von Vätern abzugrenzen
Pubertät, das ist eine Zeit voller Konflikte und Rebellion. Der Sohn lernt sich abzugrenzen und begibt sich auf die Suche nach der eigenen Identität. Da es manchen Vätern schwer fällt, den eigene Sohn ziehen zu lassen, kann die Bemühung um Abgrenzung sogar noch dann weitergehen, wenn der Sohn längst aus dem Haus ist, begleitet von Streitgesprächen bis hin zur völligen Funkstille. Väter stehen deshalb gerade in der Pubertät vor besonderen Herausforderungen: Einerseits sollen sie ihren Söhnen Grenzen setzen, Regeln festlegen und eine konsequente Haltung an den Tag legen. Gleichzeitig sollen sie mit Empathie auf die Nöte und Probleme des pubertierenden Nachwuchses eingehen – oft keine besonders leichte Aufgabe.
In der Pubertät suchen sich Jungs auch andere Vorbilder als den eigenen Vater, männliche Figuren aus den Medien gehören genauso dazu wie ältere Mitschüler, die als besonders cool wahrgenommen werden. Vätern fällt es oft schwerer, sich von ihren Söhnen zu lösen als Mütter, denn für Väter ist der Prozess der Ablösung meist schmerzvoller, weil sie auch die allmähliche Verschiebung der Rollen innerhalb des Familiensystems irritiert. Damit sich also während dieser Zeit keine gestörte Vater-Sohn-Beziehung entwickelt, hilft vor allem eines: Reden, Reden, Reden – ohne dabei aber zu vereinnahmend zu wirken.
Kommt ein Junge in die Pubertät, stehen auch automatisch Konfrontation und Konflikte auf dem Programm. Das kann das familiäre Gefüge manchmal ganz schön aus dem Gleichgewicht bringen. Väter sollten sich davon nicht persönlich angegriffen fühlen: sondern verstehen, dass es zum Entwicklungsprozess des männlichen Nachwuchses gehört, die eigenen Grenzen auszutesten, solange sich diese in einem für alle Beteiligten erträglichen Rahmen bewegen.
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