Rauhnächte Rituale – Brauchtum rund um den Jahreswechsel
Rund um den Jahreswechsel sind die Rauhnächte eine Zeit, in der Dämonen vertrieben werden müssen und sich die Zukunft besonders gut voraussagen lässt. Die Bräuche schließen auch das Weihnachtsfest ein.
Das Rauhnächte Ritual ist heutzutage vielen Menschen unbekannt und tritt oft hinter den Feierlichkeiten um Weihnachten und den Jahreswechsel zurück, obwohl eine enge Verbindung besteht. Denn selbst die Silvesterböllerei hat ihren Ursprung im Rauhnächte Brauchtum. Es handelt sich um althergebrachte Bräuche, in denen christliche und heidnische Gepflogenheiten sich im Laufe der Zeit vermischt haben.
Termin für die Rauhnächte
Die 12 Rauhnächte bewegen sich um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel herum. Dabei gibt es regionale Unterschiede. Meist versteht man darunter die Nächte von Weihnachten bis zum Dreikönigstag am 6. Januar des folgenden Jahres. Die 12 Rauhnächte beginnen also nach geläufiger Definition am Heiligen Abend und reichen bis zu den Drei Heiligen Könige ins nächste Jahr hinein.
Wie sind Rauhnächte Rituale entstanden und was bedeuten sie?
Auch wenn einige Rauhnächte besondere Bedeutungen haben, bilden die 12 Rauhnächte doch einen Gesamtkomplex. Der Ursprung liegt möglicherweise im Mondjahr, das nur 354 Tage zählt, im Gegensatz zum Sonnenjahr mit 365, im Schaltjahr sogar 366 Tagen. Es gibt also eine Differenz von elf Tagen beziehungsweise den zwölf dazwischen liegenden Nächten. Diese Zeit ist in gewisser Weise tot und gehört gefühlsmäßig nicht richtig zu einem der Jahre. Das spiegelt sich auch in der Bezeichnung „zwischen den Jahren“ wider, der sich vor allem im badischen und im westfälischen Raum etabliert hat. In der Schweiz heißt der Teil bis Silvester „Altjahrswoche“. In vielen anderen Ländern gibt es sinnverwandte Bezeichnungen.
Vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders gab es in der Tat einen Zeitraum, der weder dem alten noch dem neuen Jahr zugeordnet war. Zuvor war vor allem im Mittelmeerraum der kürzere Mondkalender verbreitet. Deshalb konnte sich das Rauhnächte Brauchtum besonders gut mit dem beginnenden Christentum verbinden und weiter verbreiten.
Die mythologische Komponente der 12 Rauhnächte
Gerade im mythologischen Bereich treten zu dieser Zeit die Naturgesetze außer Kraft, die Grenzen zu anderen Welten öffnen sich. Dies hat etwa zur Folge, dass Dämonen die diesseitige Welt betreten oder Menschen sich in Werwölfe verwandeln. Aus diesem Grund drehen sich viele Bräuche in den 12 Rauhnächten um die Vertreibung von Dämonen und bösen Geistern.
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Für Zukunftsvorhersagen und das Befragen von Orakeln eignen sich die 12 Rauhnächte ebenfalls. Ein weit verbreitetes Rauhnächte Ritual ist daher das Bleigießen in der Silvesternacht.
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Auch den Tieren im Stall wurde in dieser Nacht die Fähigkeit zum Sprechen zugesprochen – wer ihnen allerdings zuhörte, der würde sterben.
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Im 19. Jahrhundert begaben sich unverheiratete Frauen an einen magischen Ort wie einen Kreuzweg. Es hieß, dort würde ihnen die Gestalt ihres Bräutigams über den Weg laufen. Das Ansprechen jedoch würde ebenfalls zum Tod führen.
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Ein weiterer Volksmythos ist die so genannte „Wilde Jagd“. Diesem zufolge ziehen übernatürliche Gestalten wie Dämonen vor allem während der 12 Rauhnächte über den Nachthimmel.
Woher kommt die Bezeichnung?
Die Wortherkunft der Rauchnächte ist nicht eindeutig zu klären. Eine mögliche Interpretation ist, dass sich das Wort aus dem Brauch herleitet, die Ställe des Viehs mit Weihrauch zu beräuchern. Berichte über diesen Brauch datieren zurück bis ins 16. Jahrhundert. Eine weitere Interpretation bezieht sich auf das mittelhochdeutsche Wort "rūch", das so viel wie „haarig“ bedeutet. Ungeklärt ist dabei jedoch, ob damit auf Dämonen in Fellbekleidung oder aber um Bräuche rund um das Nutzvieh Bezug genommen wird.
Die wichtigsten Rauhnächte
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Bereits vor den klassischerweise so betrachteten Rauhnächten liegt die Thomasnacht. Diese Nacht vom 21. auf den 22. Dezember ist auch als Wintersonnenwende oder im nordischen Raum aus Julfest bekannt und die längste Nacht des Jahres.
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Der Heilige Abend vom 24. auf den 25. Dezember ist das zentrale Element des christlichen Weihnachtsfestes, wie es in der Westkirche gefeiert wird.
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Zwischen den 31. Dezember und den 1. Januar fällt der Jahreswechsel. Diese Nacht liegt außerdem genau in der Mitte der 12 Rauhnächte.
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In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar wird die Erscheinung des Herrn gefeiert und leitet den Dreikönigstag ein.
Welche Bräuche und Rituale gibt es?
Viele Rauhnächte Rituale sind eng mit dem Christentum und den Weihnachtsfeiertagen verwoben. Aber es gibt noch weitere Bräuche meist heidnischen Ursprungs und viele Volksmythen, denen ebenfalls gewisse Rauhnächte Rituale entspringen.
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Zum Julfest, der Wintersonnenwende, wird vielerorts ein Sonnenwendefeuer entzündet, das die Sehnsucht nach den von nun an wiederkehrenden Licht symbolisiert. Gleichzeitig gibt es die Gelegenheit, sich von Altem zu trennen, das man im Feuer verbrennt.
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Das Silvesterfeuerwerk und die Böller sollen Dämonen vertreiben. Traditionell wird mit Orakeln wie dem Bleigießen in die Zukunft geschaut, da der Beginn eines neuen Jahres bevorsteht.
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In einigen Regionen gelten die 12 Rauhnächte selbst als gefährlich. Fasten und Gebete sollen deshalb Unheil abwenden. Einige Dinge sollen in diesem Zeitraum vollständig vermieden werden. Beispielsweise darf keine weiße Wäsche auf der Leine hängen, da die Reiter aus der Wilden Jagd sie stehlen und im Laufe des Jahres als Leichentuch für den Besitzer verwenden würden. Auch das Spannen der Leine an sich ist ungünstig, da sich die Wilde Jagd darin verfangen könnte.
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Kartenspiele als Glücksspiel sind zu meiden.
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Auch um Frauen und Kinder sorgt man sich so sehr, dass sie in der Dunkelheit nicht allein auf die Straße gehen sollen.
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Vielerorts werden in einzelnen Rauhnächten reinigende Räucherungen vorgenommen.
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Im östlichen Alpenraum finden die so genannten Perchtenläufe statt. Den Perchten obliegt die Überwachung der Einhaltung aller Vorschriften, um Unheil abzuwenden. Sie tragen außerdem eine Glocke mit sich, mit der sie den Brauch des Glöckelns durchführen, weshalb Rauhnächte in diesen Regionen auch als Glöckelnächte bezeichnet werden. Unterschieden wird zwischen den guten Schönperchten und den schlechten Schiechtperchten.
Die Rauhnächte außerhalb von Mitteleuropa
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In den USA werden die 12 Rauhnächte noch in einigen Kirchen begangen. Hier gehören etwa das tägliche Anzünden einer Kerze oder sogar das tägliche Beschenken während dieses Zeitraums zu den Bräuchen. Der Yule Log ist ein Baumstamm, der in der ersten Nacht und in jeder der darauffolgenden Nächte wieder angezündet wird. Die letzte der 12 Rauhnächte ist dabei meist die wichtigste. Aus der Kolonialzeit hat sich der Brauch erhalten, am Heiligen Abend einen Weihnachtskranz zu basteln, der bis zum 6. Januar an der Tür hängt und an diesem Tag abgenommen wird. Auch der Dreikönigskuchen ist ein nicht nur hier verbreiteter Brauch.
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In Russland verschieben sich die Daten aufgrund der unterschiedlichen Kalenderrechnung. Hier beginnen die Rauhnächte am 7. Januar mit dem orthodoxen Weihnachtsfest und enden am 19. Januar, der in der Westkirche der Taufe des Herrn entspricht.
Die 12 Rauhnächte sind also nach wie vor ein lebendiger Bestandteil vieler westlich geprägter Kulturen, deren Bräuche sich in Teilen auch dort erhalten haben, wo die Rauhnächte weitgehend unbekannt sind.
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