Der Hinduismus – Weltanschauung verschiedenster Religionen
Der Hinduismus ist mit einer Anhängerschaft von mehr als einer Milliarde Menschen die drittgrößte der Weltreligionen. Er folgt direkt auf das Christentum und den Islam.
Annähernd 15 Prozent der Bevölkerung der Welt sind Hindus. Die Glaubenslehre des Hinduismus basiert auf der Wiedergeburt des Menschen in einem menschlichen oder tierischen Körper. Der Hinduismus ist keine einheitliche Religion. Wie in den übrigen großen Weltreligionen gibt es zahlreiche verschiedene Glaubensrichtungen und unterschiedliche Riten und Praktiken nach denen die Religion gelebt und gelehrt wird.
Der Ursprung des Hinduismus und dessen Hauptrichtungen
Der Hinduismus hat sich vor langer Zeit in Indien herausgebildet. Die Religion entwickelte sich aus dem religiösen Glauben und der Philosophie der vedischen Religion, die sich bereits vor vielen Jahrtausenden herausgebildet hatte. Die Veden, das große, uralte Schrifttum, wird übergreifend in Strömungen des Hinduismus anerkannt. Obwohl im Hinduismus von etlichen verschieden benannten Göttern gesprochen wird, handelt es sich nicht um einen typischen Vielgötterglauben. Im Hinduismus ist der Glaube an einen bestimmenden Übergott als Herrscher über Kosmos und Erde vorherrschend. Verehrt werden Brahma, Shiva und Vishnu, die oft auch als eine Dreiheit dargestellt werden, die Trimurti.
Die religiösen Hauptrichtungen des Hinduismus sind:
- Vishnuismus
- Shivaismus
- Shaktismus
Als eine weitere Unterteilung kann noch die indische Volksreligion des Hinduismus genannt werden. Vishnu und Shiva sind männliche Gottheiten, wogegen Shakti eine weibliche Gottheit ist.
In Indien werden die verschiedenen Strömungen des Hinduismus folgendermaßen kategorisiert:
- Vedische Praktiken (Vaidika)
- Volksreligion, dörfliche Praktiken und Riten (Gramya)
- Sektarische Praktiken (Agama, Tantra)
Fließende Grenzen im Hinduismus – Wie sich Riten und Ansichten unterscheiden
Zwischen den einzelnen Richtungen des Hinduismus gibt es jedoch fließende Grenzen, sodass sich Riten, Ansichten und Philosophien vielfach miteinander vermischen. Stark auf alte Rituale ausgerichtet ist die brahmanische Priesterreligion, die sich auf Traditionen der Veden beruft. Sie findet in Südasien eine sehr große Verbreitung. Die Volksreligionen haben vielfach eigene Riten, Feste und Gottesbilder geprägt, die nach Region und Ort verschieden sein können. Obwohl der Hinduismus selbst keine Stifterreligion ist, gibt es Zweige, die Stifterreligionen sind. Sie gehen auf Personen zurück, die religiöse und philosophische Grundlagen der jeweiligen Glaubensrichtung niedergeschrieben haben. Auf Stifter berufen sich auch verschiedene Sektenreligionen des Hinduismus mit weniger breitem Einfluss auf sehr große Volksgruppen.
Die Gottesbilder im Hinduismus als Sinnbild des Glaubens an Vielfalt
Die Strömungen in Weltreligionen wie Christentum und Islam tasten nicht die Oberhoheit des beherrschenden, einzigen Gottes an. Dagegen gibt es im Hinduismus unterschiedliche Gottesbilder. Stark von der vedischen Religion beeinflusst ist der Glaube an einen obersten Gott, der als Ishvara benannt wird. Diesem sind Geistwesen, Devas, unterstellt, die als Götter oder Engel bezeichnet werden können. Sie gelten als Boten und Mittler zwischen dem obersten Gott und den Menschen.
Die Gottheiten Vishnu und Shiva werden unterschiedlich benannt. Die Gottheit Brahma ist ausschließlich im Bereich der Mythologie bekannt. An die Stelle von Brahma sind vielfach Saraswati und Shakti getreten. Eine große Rolle spielt für viele hinduistische Strömungen der elefantenköpfige Gott Ganesha, Sohn von Shiva und Parvati. Verehrt werden weiterhin Hanuman, Ramas Diener, weibliche Gottheiten wie Mahadevi, Durga. Oft wird eine weibliche Seite männlicher Götter dargestellten, so beispielsweise durch Sarasvati und Lakshmi. Von den verschiedenen Gottheiten gibt es zahlreiche Bilder und Statuen und ihnen ist eine Vielzahl von Tempeln geweiht.
Wiedergeburt und Erlösung – Kasten als Teil der Reinkarnation
Nach hinduistischem Glauben erleben Götter, Menschen und Tiere eine Wiedergeburt. Durch die Wiedergeburt bleibt der ewige Lebenskreislauf erhalten. Im Leben wird ein Karma durch gute oder schlechte Taten angehäuft, das die Art der Wiedergeburt als höheres oder niederes Wesen beeinflusst. In der Entwicklung des Geistes – oft verbunden mit Askese und ritueller Anbetung, Ordensleben – kann ein Mensch zur Erlösung von der Wiedergeburt finden. Als klassische Wege zur Erlösung gelten
- Bhakti Yoga (liebende Anbetung)
- Jnana Yoga (Wissensweg)
- Raja Yoga (der Königsweg)
Hinduistische Lebensweise verlangt Respekt gegenüber allen Lebens
Die Hindus ernähren sich vegetarisch. Infolge des Glaubens an Wiedergeburten von Menschen auch als Tiere würde das Verspeisen eines Tieres bedeuten, vielleicht eine menschliche Seele zu verletzen. Der Hinduismus geht davon aus, dass Menschen in eine feste gesellschaftliche Hierarchie hineingeboren werden. Dieses System ist durch die Kasten, als Gesellschaftsschichten mit bestimmten Aufgaben, gekennzeichnet. Jede Kaste hat bestimmte Rechte und bestimmte Pflichten zu erfüllen. Auf der niedrigsten gesellschaftlichen Stufe befinden die Kastenlosen. Den Kasten sind Farben zugeordnet:
- Brahmanen – weiß: Priester, Gelehrte, die oberste Gesellschaftsschicht
- Kshatriyas – rot: Adlige, Grundbesitzer, Krieger
- Vaishyass – gelb: Handwerker und Geschäftsleute
- Shudras – schwarz: Menschen, die anderen Menschen dienen, Gelegenheitsarbeiter
- Dalits – Unberührbare, Unreine, niedrigste Gesellschaftsschicht, Menschen, die unterste, unreine Tätigkeiten ausüben müssen
Wie die Kastenordnung zeigt, stehen die Gelehrten an der Gesellschaftsspitze. Dies zeigt auch, welch hohen Stellenwert im Hinduismus die Lehre einnimmt. Die Priesterschaft ist im Hinduismus eng mit Lehre, Forschen, geistiger Erkenntnissuche verbunden. Der Ausbildung des menschlichen Geistes wird ein hoher Stellenwert eingeräumt.
Rolle der Frau im Hinduismus – Traditionen damals und heute
Die Rolle der Frau ist im Hinduismus durch althergebrachte Rollenbilder und Traditionen geprägt. Den Kreislauf der Wiedergeburt durch die Erlösung kann eine Frau nur durchbrechen, wenn sie eine Wiedergeburt als Mann erfährt. Im Gesetzbuch des Manu heißt es: „Als junges Mädchen gehörte die Frau ihrem Vater, als Verheiratete ihrem Ehemann und als Witwe ihren Söhnen und Verwandten, denn die Frau darf niemals unabhängig sein.“ Dennoch berechtigt der Hinduismus die Männer nicht, Frauen zu demütigen und zu missachten. Die Rolle des Mannes gegenüber der Frau wird als die des Beschützers angesehen.
Die Rollenbilder sind traditionell verteilt, wobei der Frau die Arbeit im Haus und die Kindererziehung zukommt. Wachsen Söhne heran, werden sie vorwiegend vom Vater und männlichen Bezugspersonen geprägt. Das traditionelle Rollenbild der Frauen hat sich Laufe der gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen besonders in den Städten stark gewandelt. Inzwischen streben immer mehr Mädchen und Frauen Bildung und Berufe an. Dennoch sind die alten Traditionen noch sehr tief verankert und werden besonders auf dem Lande auf alte Weise gelebt. Anders stellt sich das Bild der Frau in der religiösen Verehrung dar.
Weibliche Gottheiten und deren Ansehen im Hinduismus
Es gibt weibliche Gottheiten und die weibliche Seite von männlichen Göttern. Sie verkörpern Fruchtbarkeit, Feinfühligkeit, Mitgefühl und wertvolle zwischenmenschliche Aspekte. Weibliche Gottheiten werden in gleicher Weise verehrt wie männliche Gottheiten. Die weibliche und männliche Seite als Grundvoraussetzung des Lebens wird anerkannt und geachtet.
Die Rolle der Frau im Hinduismus ist somit in Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu sehen. Industrialisierung und moderne Wissenschaften setzten sich später durch als in manchen westlichen Gesellschaften. Heute vollziehen sich Wandlungen, auch bezüglich des Frauenbildes, wie sie sich erst im Laufe der letzten etwa 100 Jahre in westlichen Industrieländern vollzogen haben. Da der Hinduismus keine starre Religion ist, vollziehen sich mit gesellschaftlichen Wandlungen und religiöse Wandlungen. So wird die Bildung für Frauen heute viel verbreiteter anerkannt.
Pilgerorte – Heilige Orte im Sinne des im Hinduismus
Wie die anderen großen Weltreligionen kennt auch der Hinduismus heilige Stätten und Pilgerorte.
Die sieben wichtigsten Pilgerorte der Hindus in Indien sind:
- Varanasi – wichtigste heilige Stadt und eine der weltweit ältesten Städte
- Ayodhya – der Geburtsort von Gott Rama
- Dwarka – die wichtigste Stadt des Gottes Krishna
- Mathura – der Geburtsort Krishnas
- Haridwar – Quelle des heiligen Flusses Ganges
- Kanchipuram – hier steht der große Tempel des Gottes Shiva
- Ujjain – dort findet alle 12 Jahre das größte Fest der Hindus statt
In allen heiligen Orten gibt es zahlreiche berühmte hinduistische Tempel und hier werden zentrale hinduistische Festtage begangen.
Hinduismus als Lehre der Reinkarnation – Kreislauf zwischen Leben und Tod
Der Hinduismus ist eine vielschichtige Religion, die sich ursprünglich aus der vedischen Religion entwickelt hat. Er ist vornehmlich in Süd- und Südostasien verbreitet. Im hinduistischen Glauben finden sich diverse Anzeichen, welche ein Sinnbild von Vielfalt sind: einerseits vereint der Hinduismus zahlreiche Religionen in sich. Zum anderen kennt die hinduistische Lehre – im Gegensatz zu Weltanschauungen wie dem Christentum – unzählige unterschiedliche Gottheiten – sowohl weiblich als auch männlich. Fester Bestandteil des hinduistischen Glaubens ist die Reinkarnation. Sie beschreibt, worin Hindus den Grundstein ihres Glaubens sehen: Das Leben und der Tod als ein ständig wiederkehrender Kreislauf. Vor allem hieraus entspringt, was hinduistischen Lehren besonders wichtig ist – Respekt vor jeglicher Form des Lebens in all seiner Vielfalt.
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