Häusliche Gewalt zu Zeiten der Corona Krise - was tun?
Laut den Angaben aus Wuhan stieg die Anzahl der Opfer häuslicher Gewalt ums Dreifache in der Quarantänezeit.
Ein Anstieg der häuslichen Gewalt wurde mittlerweile sowohl in Deutschland, als auch in den anderen EU-Staaten verzeichnet. Somit ist nun offiziell, dass häusliche Gewalt wegen Corona Krise immer größer werdendes Problem darstellt.
Warum steigt häusliche Gewalt während der Corona Krise an?
Die Einschränkungen, welche mit der Corona Krise einhergehen, verursachen eine allgemeine Zukunftsunsicherheit und enorme finanzielle Sorgen. Dies betrifft insbesondere Menschen, welche durch die Krise arbeitslos geworden sind oder um den Arbeitsplatz bangen müssen. In Familien, in welchen häusliche Gewalt bereits vor der Corona Krise vorhanden war, wird die Situation durch die Stressfaktoren und die Unmöglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen, zusätzlich erhöht. Und dies geht mittlerweile so weit, dass Experten davon ausgehen, dass wir nicht nur mit erwachsenen Opfern der häuslichen Gewalt rechnen müssen, sondern auch Kinder immer mehr gefährdet sind.
Johannes-Wilhelm Rörig, der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung befürchtet, die Anzahl des sexuellen Missbrauchs der Kinder könne ebenfalls ansteigen. Denn die Ausgangsbeschränkungen ermöglichen den Tätern mehr Zugriffsmöglichkeiten auf Kinder. Gleichzeitig haben die Kinder weniger Möglichkeit, sich Hilfe von Außen zu holen. Auf der Webseite des Missbrauchbeauftragten
(www.beauftragter-missbrauch.de)
werden hilfreiche Telefonnummern und Informationen für Opfer und Angehörige zur Verfügung gestellt.
Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es?
Opfern häuslicher Gewalt steht eine "häusliche Gewalt Telefonberatung" zur Verfügung. Die verschiedenen Frauenberatungsstellen sind während der Corona Krise weiterhin telefonisch erreichbar und können im Rahmen von Telefonberatungen psychologische Unterstützung bieten. Daneben können gerade in dieser Ausnahmesituation die Frauenberatungsstellen hilfreiche Ratschläge geben, um die Situation zu Hause zu verbessern.
Das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" bietet Frauen, welche Gewalt zu Hause erfahren kostenlose Hilfe rund um die Uhr, und zwar in 18 verschiedenen Sprachen.
Für viele Opfer der häuslichen Gewalt stellt die "häusliche Gewalt Telefonberatung" leider keine Option dar, da der Partner die Wohnung nicht verlässt und es für die Opfer unmöglich wird, sich telefonisch Unterstützung zu holen. Laut der Europarats-Generalsekretärin Marija Pejcinovic Buric gingen in Frankreich vier mal so wenige Anrufe bei Notstellen ein, als sonst. Dafür wurde ein Anstieg der Sofortnachrichten im Internet an die entsprechenden Hilfsorganisationen in ganz Europa verzeichnet.
Auf der Webseite des Hilfetelefons
(www.hilfetelefon.de)
wird eine Online-Beraung angeboten - entweder per E-Mail oder in Form von Chat-Beratung. Die Online-Beratung erfolgt im Gegensatz zu der Telefonberatung ausschließlich in deutscher Sprache.
Nehmen Frauenhäuser weiterhin Opfer auf?
Frauenhäuser sind zwar nicht geschlossen, jedoch bereits voll, sodass derzeit keine freien Kapazitäten vorliegen. Gleichzeitig nimmt der Bedarf an Plätzen derzeit ständig zu. Aus diesem Grund appellieren die Frauenhäuser und die Beratungsstellen an die Gesundheitsämter und die Städte, eine Lösung zu finden. Derzeit werden Frauen, welche vor den Frauenhäusern auftauchen, meist an die Polizei weitergeleitet. Denn bei physischer Gewalt kann die Polizei den Täter aus der Wohnung verweisen. Ob die jeweiligen Städte alternative Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, ist derzeit noch unklar. Jedoch steht das Thema häusliche Gewalt in der Zeit der Corona Krise mehr im Vordergrund als je zuvor.
Auf der Webseite der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF)
(www.autonome-frauenhaeuser-zif.de)
können alle Infromationen und Neuigkeiten in Bezug auf die Frauenhäuser verfolgt werden.
Hilfe für Männer und Jungen gegen häusliche Gewalt
Rund 20 % der Opfer häuslicher Gewalt stellen Männer und minderjährige Jungen dar. Aus diesem Grund gibt es leider weniger Männerhäuser und Beratungsstellen für Männer und Jungen. Auf der Webseite
(www.maennerberatungsnetz.de)
finden Männer und Jungen Informationen über die Unterstützung von Männern und Jungen. Die Webseite bietet die Möglichkeit, über die Eingabe der eigenen Postleitzahl Beratungsstellen in der eigenen Nähe zu finden.
Nachbarn werden dazu aufgefordert, wachsam zu sein
Alle Menschen werden dazu aufgerufen, wachsamer als sonst zu sein, wenn es um häusliche Gewalt geht. Wer in seiner Umgebung häusliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch befürchtet, sollte die Nachbarn oder Familienangehörige nicht direkt darauf ansprechen, sondern sich erst Mal einen professionellen Rat holen. Dies bedeutet, dass entweder die Polizei oder eine der Beratungsstellen kontaktiert werden. Wer Hilferufe oder Schreie vernimmt, sollte umgehend die Polizei anrufen. Andererseits werden Opfer häuslicher Gewalt dazu aufgefordert, Freunde und Bekannte unbedingt einzuweihen.
Täterarbeit als Prävention zur häuslichen Gewalt
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt
(www.bag-taeterarbeit.de)
arbeitet gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen mit den Tätern bei häuslicher Gewalt. Das Ziel der Arbeit ist die Leistung des Opferschutzes und eine gewaltpräventive Wirkung. Über die Webseite finden alle Täter, welche sich ändern wollen und dazu Hilfe brauchen, Beratungsstellen in ihrer Nähe. Diese wiederum bieten allen Tätern die Möglichkeit, in der Corona Krise sich telefonisch beraten zu lassen und die nötige psychologische Unterstützung dazu zu finden.
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