Déjà-vu – psychologisches Phänomen mit magischer Aura
Nahezu jeder kennt das Gefühl, genau die gleiche Situation schon einmal erlebt zu haben.
Ein Déjà-vu ist eine spannende Reise durch Bewusstsein und Zeit – ein psychologisches Phänomen mit magischer Aura.
Das erste Mal in Irland bei einer Wandertour und plötzlich die Eingebung: Das kenne ich, hier bin ich schon gewesen.
Ein Déjà-vu Erlebnis ist aufregend, stiftet aber zugleich Verwirrung.
Jeder zweite Deutsche hat schon einmal dieses Mysterium des Bewusstseins erlebt. Doch wie fühlt sich ein Déjà-vu an? Gerät das Zeitempfinden aus der Bahn? Welche Theorien existieren hinsichtlich der Déjà-vu Bedeutung?
Was ist ein Déjà-vu Erlebnis?
In der US-Filmkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erlebt der Wetteransager Phil Conners immer wieder denselben Tag in einer Endlosschleife. Kommt Ihnen das bekannt vor? Studien belegen, dass mindestens 50 Prozent der Deutschen in ihrem Leben mindestens einmal ein Déjà-vu Erlebnis hatten. Doch was hat es mit diesem Bewusstseinsphänomen auf sich? Ein Déjà-vu bezeichnet das subjektive Empfinden, eine bestimmte Situation auf die gleiche Weise bereits erlebt zu haben. Der Begriff entstammt dem Französischen und bedeutet „schon geschehen“. Dabei geht es nicht unbedingt um das Gesehene selbst, sondern in erster Linie um das Gefühl.
In der Déjà-vu Bedeutung kann eine Erinnerungstäuschung auch in akustischer Form als Déjà-vu entendu auftreten, übersetzt „schon einmal gehört“. Oft haben wir den Eindruck, wir hätten die Situation im Traum erlebt. Doch mit Träumen hat ein Déjà-vu Erlebnis nichts gemeinsam. Im Gegensatz zum Traum können wir uns nach wenigen Sekunden von der Déjà-vu Erfahrung distanzieren und wir wissen, dass es sich bei dem Gefühl der Vertrautheit um eine fehlgeleitete Wahrnehmung handelt.
Welche Déjà-vu Varianten gibt es?
In Bezug auf die Déjà-vu Bedeutung existieren verschiedene Theorien. Psychologen vermuten, dass sich Betroffene nur an bestimmte Fragmente erinnern – Teile aus der Vergangenheit, die falsch mit der Gegenwart verknüpft wurden und sich bei einem bestimmten Satz, Ort oder Geruch wiederholen. Mystisch: Während eines Déjà-vu Erlebnisses haben viele das Gefühl, den Lauf der Dinge im Voraus zu kennen. Neben dem Déjà-vu „bereits gesehen“ und dem Déjà-vu entendu sind folgende weitere Varianten bekannt:
- Déjà-vu revrè – bereits geträumt
- Déjà-vu fait – bereits getan
- Déjà-vu pensé – bereits gedacht
- Déjà-vu senti – bereits gefühlt
- Déjà-vu dit – bereits gesagt
- Déjà-vu gouté – bereits geschmeckt
- Déjà-vu visité – bereits besucht
Was passiert bei einem Déjà-vu im Gehirn?
Déjà-vu Erlebnisse sind von etwas Magischem umgeben.
Kommen die Botschaften aus dem Jenseits ?
Handelt es sich um einen Fehler im Gedächtnis?
Oft wird das Bewusstseinsphänomen aus spiritueller Sicht als übersinnliche Erfahrung dargestellt. Es soll sich etwa um Erinnerungen aus vergangenen Leben handeln. Allerdings ist diese Annahme nicht überprüfbar.
Deshalb sind naturwissenschaftliche Erklärungsversuche glaubwürdiger.
Wie entstehen diese Illusionen im Kopf, wenn wir das Gefühl haben, etwas wiederzuerkennen?
Hirnforscher erklären es folgendermaßen: Wir riechen, schmecken, hören oder sehen etwas, während unser Gehirn einen Abgleich von früheren Erinnerungen mit neuen Eindrücken durchführt. Gibt es Übereinstimmungen, signalisiert das Gehirn: Das kenne ich bereits.
Ein Déjà-vu Erlebnis lässt sich vielleicht so erklären, dass das Gehirn eine Fehlmeldung weiterleitet, obwohl es keinen Anlass für diese Meldung gibt. Verschiedene Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Epileptiker besonders häufig Erinnerungstäuschungen erleben. Bei einem epileptischen Anfall sind teils die gleichen Hirnregionen beteiligt, die auch für Bewertungen von Inhalten des Gedächtnisses zuständig sind.
Eine andere Theorie besagt, dass ein Mensch eine bestimmte Erfahrung tatsächlich gemacht hat. Zum Beispiel wandern Sie mit Ihrem Partner durch eine Hügellandschaft und schauen ins Tal hinab. Da Sie sich aber gerade intensiv unterhalten, nehmen Sie Ihre Umgebung nicht wahr. Wenn Sie diese Hügellandschaft irgendwann wiedersehen und es stellt sich ein Vertrautheitsgefühl ein, obwohl Ihnen nicht bewusst ist, dass Sie bereits einmal da waren, erleben Sie das als Déjà-vu Erlebnis.
Die Verdrängungstheorie: Vergessen wir Erlebtes absichtlich?
Das Gehirn speichert nur wichtige Erfahrungen und Erinnerungen, die es im Langzeitgedächtnis ablegt – positive wie negative. Nach der Verdrängungstheorie wäre es durchaus denkbar, dass schlechte Erfahrungen absichtlich vergessen werden, das heißt, Sie verdrängen das Erlebte. Diesen Vorgang bezeichnen Fachleute auch als „Motiviertes vergessen“. Befürworter dieser Annahme sehen hier die Ursache für ein Déjà-vu Erlebnis. Allerdings ist diese Vorstellung umstritten, denn psychoanalytische Theorien sind nicht optimal erforscht, weshalb es keine Anhaltspunkte für die Richtigkeit dieser Auslegung gibt.
Sind Déjà-vus gefährlich?
Es ist inzwischen erwiesen, dass ältere Menschen eher Déjà-vu Erlebnisse erfahren als jüngere. Generell kann aber jeder Mensch dieses Bewusstseinsphänomen erleben. Die Häufigkeit von Déjà-vu Erlebnissen ist abhängig von der Funktion des autobiografischen Gedächtnisses. Auch anhaltende Müdigkeit oder übermäßiger Stress sind oft ursächlich für Déjà-vu Erfahrungen. Wiederkehrende Déjà-vus können deshalb ein Warnsignal für zu viel Stress sein, denn die für Déjà-vu Erlebnisse zuständigen Hirnareale enthalten auch die Rezeptoren der Hormone, die Stressreaktionen steuern.
Stehen Sie ständig unter Strom, führt das zu einer Überforderung des Hippocampus (Lernen und Gedächtnis), was wiederum ein Déjà-vu auslösen kann. Untersuchungen sind aufgrund des spontanen Auftretens dieses psychologischen Phänomens recht schwierig. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass Déjà-vus bei nahezu jedem Menschen etwa einmal pro Jahr für wenige Sekunden auftreten.